Das bio-psycho-soziale Gesundheitsmodell
Grundzüge eines ganzheitlichen Verständnisses von Krankheit und Gesundheit
Das bio-psycho-soziale Gesundheitskonzept bzw. Krankheitsmodell ist gegenwärtig das in sich stimmigste und bedeutendste Modell, innerhalb dessen das System Mensch in Gesundheit und Krankheit verstehbar wird. Das Verständnis für einfache Ursache-Wirkung-Zusammenhänge – so praktisch sie für unser tägliches Handeln auch sein mögen – kann komplexen bio-psycho-sozialen Wechselbeziehungen bei der Entstehung von Krankheit – und besonders wichtig, für Erhalt und auch Rückgewinnung unserer Gesundheit – nicht gerecht werden.
Der Mensch ist ein System und gleichzeitig Teil von Systemen
Der Mensch ist Teil umfassender Lebenssysteme, wie zum Beispiel dem psycho-sozialen Familiensystem, und selbst wiederum ein biologisches System aus vielen Untersystemen bis hinab auf die molekulare Ebene. Dabei verfügt jede Ebene über eine Autonomie, und gleichzeitig stehen die über- und untergeordneten Systeme in Wechselbeziehung zueinander und regeln sich gegenseitig.
Die Eltern-Kind-Beziehung ist damit vergleichbar: Das Kind ist in autonom in seinen biologischen und psychischen Prozessen, und doch steht es permanent in Wechselbeziehung mit dem Erziehungs-, Verhaltens, Denk- und Lebensstil der Eltern, was wiederum auf den Verhaltens-, Denk- und Lebensstil des Kindes zurück wirkt.
Die entscheidenden Eckpunkte
In einem ganzheitlichen, bio-psycho-sozialen Verständnis bedeutet Gesundheit nicht das Fehlen von krankmachenden Viren, Bakterien oder das Nichtvorhandensein von Störungen auf der seelischen Ebene, sondern die Fähigkeit, krankmachende Auseinandersetzungen im sozialen Zusammenleben, wie Demütigungen, Beschämung, Ausgrenzung, psychischer Terror oder körperliche Gewalt, wirksam zu kontrollieren.
Damit ist eins klar: Nicht unsere äußeren Lebensumstände sind Ursache für unseren Stress, sondern unsere subjektive Bewertung und dem damit verbundenen Gefühl ...
- ... bestimmte Situationen nicht unter Kontrolle zu haben (Kontrollverlust)
- ... sich selbst nicht unter Kontrolle zu haben (mangelnde Selbstkontrolle)
- ... sich nicht entwickeln zu können
- ... auf sich selbst gestellt zu sein und keine Hilfe erwarten zu können.
Stress ist demnach eine biochemische, psychosoziale und emotionale Beanspruchungsreaktion, die in kritischen Belastungssituationen eintritt, wenn Grundbedürfnisse, wie Sicherheit, Autonomie und Autorität bedroht sind und damit existenzielle Konsequenzen möglich werden.
Der Mensch und seine Biologie
Der Mensch und seine Biologie sind somit maßgeblich durch die individuelle Sozialisation des Einzelnen geprägt. In Wechselbeziehungen mit dem äußeren Umfeld und den inneren Vorstellungen und Phantasien bildet sich unsere Persönlichkeit aus. Im Unterschied zum Tier entwickelt der Mensch mit Hilfe seiner Vorstellung und Phantasie eine „individuelle Wirklichkeit", die jeder Einzelne im Laufe seiner individuellen Lebensgeschichte erworben hat. Nicht die Geschichte macht uns, sondern wir machen eine Geschichte!
Für eine nachhaltige Lösung körperlicher und seelischer Störungen muss die „individuelle Wirklichkeit“ und die Art und Weise, wie die eigene Geschichte erzählt wird, unbedingt berücksichtigt werden.
Unsere Vorstellungen verursachen Selbstzerstörung oder Selbstheilung
Unsere Vorstellungen, Phantasien und innere Bilder sind eng mit Emotionen verknüpft, denn die Gehirnstrukturen, die für das emotionale Erleben zuständig sind, sind entwicklungsgeschichtlich sehr alt und stammen aus Zeiten, in denen unsere Vorfahren noch weitgehend ohne Sprache auskamen.
Deshalb ist das emotionale Visualisieren seit Jahren eine bewährte Methode, um einen bio-psycho-sozialen Gesundungsprozess zu initiieren und zu unterstützen. Die körperliche und seelische Sensibilisierung durch mehr oder weniger traumatische Lebenserfahrungen ist eine natürliche Reaktion auf Bedrohung und Gefahr.
Bei Menschen mit einem starken Selbstbewusstsein und einem intakten sozialen Familiensystem desensibilisiert sich innerhalb von wenigen Stunden und Tagen die natürliche Flucht- oder Kampfreaktion – auch ohne Trauma-Therapeuten. Misslingt die Selbstbewältigung der traumatischen Erfahrung, wie Ausgrenzung, Beschämung, Demütigung und vieles andere mehr, ist eine therapeutische Desensibilisierung erforderlich, zum Beispiel durch positive innere Bilder, wie Phönix aus der Asche.
Heilsame Bewältigung und Vertrauen in die Zukunft fassen
Die Kraft der inneren Bilder wirkt nachweislich auf das Immunsystem. Eine geführte Imagination ist geeignet, Verstand und Gefühle miteinander zu verbinden und gleichzeitig den biologischen Körper in die therapeutische Arbeit mit einzubeziehen. Nicht nur die „Arbeit mit dem inneren Kind“ ist erlösend, sondern auch die „Arbeit mit dem Täter“ – es schließt emotionale Betroffenheit ab! Die positiven Folgen sind vielfältig: Stützung des Selbstwertgefühls, neues Identitätserleben und Stärkung vorhandener Werte und ein besserer Zugang zu sich selbst.
Das eigene Leben wieder als wertvoll schätzen, Selbstvertrauen aufbauen und ein Gefühl der Gemeinschaft, das schon lange verloren war, zurückgewinnen. Packen wir es gemeinsam an!