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Grundsatzerklärung meiner therapeutischen Arbeit

Unendlich vielfältig können negative und schmerzliche Gedanken durch unseren Kopf schwirren, uns in ihren Bann ziehen und kein Ende finden. Wir verstehen uns selbst nicht mehr, denn die Umstände, die uns in diese Situation gebracht haben, bleiben weitgehend unbewusst. Wir fühlen uns „krank“, schwach, antriebslos und von Ängsten gepeinigt, und von anderen nicht verstanden. Wie lange können wir es uns noch leisten, in einer pharmazeutischen Medizin psycho-soziale Lebensumstände außen vor zu lassen? Sollte es jetzt tatsächlich ausreichen, unser Erbgut akribisch nach kranken Genen zu durchstöbern?

Einheit des Überlebens

Hauptindikator einer guten Gesundheit ist ein ausgeglichenes Selbstwertgefühl. Die moderne Psychoneuroimmunologie mit ihrem bio-psycho-sozialen Gesundheitsmodell macht deutlich, wie wir selbst durch die Gestaltung unserer zwischenmenschlichen Beziehungen entscheidend daran mitwirken, was sich biologisch und psychisch in uns abspielt. Unsere Biologie führt also kein auf sich allein gestelltes autistisches Eigenleben, sondern bildet mit der Psyche und seiner sozialen Umwelt eine "Einheit des Überlebens".

Gute Miene zum bösen Spiel

Demütigung oder Kränkung führt zu einem reduzierten Selbstwertgefühl, verbunden mit Depression, Schuld- und Schamgefühlen und Angst vor neuen Verletzungen. Emotionen sind für alle Vorgänge des Selbstverständnisses und der Beziehungsgestaltung unverzichtbar. Die Verdrängung unseres emotionalen Ausdrucks, wie zum Beispiel „gute Miene zum bösen Spiel“, ist als Risikofaktor für viele Erkrankungen, von banalen Erkältungen bis zu schwerwiegenden Krebserkrankungen, anerkannt. Umgekehrt gilt die Überwindung emotionaler Verdrängung als ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur psychischen und körperlichen Gesundheit.

Glitzernder Fluss oder muffiger Baggersee

Das, was sich anfühlt wie ein unglückliches Leben, ist mit Sicherheit eine Sammlung unerfüllter Bedürfnisse und Sehnsüchte, eine Unverträglichkeit gegenüber der eigenen, schmerzvollen Leidensgesichte: „Ich genüge nicht“, „Ich konnte mein Baby nicht lieben“, „Ich muss lieb sein, sonst erfahre ich Willkür“, „Mein Schweigen hat alles zerstört“, „Ich kann nicht gewinnen“, „Mein Leben hängt an einem seidenen Faden“ und vieles mehr. Jede Menge negativer Überzeugungen über uns selbst und kompensatorische Wutgefühle auf uns selbst stauen den glitzernden Fluss des Lebens zu einem muffigen Baggersee auf.

Immer das Gleiche

Gemeinsam scheint uns allen zu sein, dass wir uns gegen unsere frühkindliche Bindungsverletzungen und Bindungsabbrüchen auflehnen, aktiv versuchen, unser Leben und Leiden zu meistern – und dabei in unseren schmerzvollen Leidensgeschichten hängen bleiben. Eine selbsterfüllende Prophezeiung. Schon fast wahnhaft halten wir unbeirrt und unkorrigierbar an unseren Überzeugungen fest und stehen von morgens bis abends mit dem Rücken zur Wand - das zu kontrollieren stresst und macht das Leben mühsam. Mehr und mehr verlaufen wir uns in einem Labyrinth aus  immer gleichen belastenden Partnerschaftsbeziehungen sowie immer gleichen chaotischen Lebensumständen und unerklärlichen Verhaltensmustern.

Die Furie endlosen Leidens

Frühkindliche Bindungsverletzungen und Bindungsabbrüche durch familiäre Dauerkrisen, unberechenbaren Stimmungsumbrüchen oder aggressiven Auseinandersetzungen führen dazu, dass sich unser biologisches Selbsterhaltungssystem sehr früh und in unangemessener Situation aktiviert – mit einem entsprechenden Flucht-, Angriff- oder Erstarrungs-Verhalten und den Gefühlen von Stress, Hilflosigkeit, Unsicherheit, Ohnmacht und Bedrohung. Es ist der Beginn endlosen Leidens, das kein Ende findet. Wir haben das Gefühl mit angezogener Handbremse nicht von der Stelle zu kommen, stehen unter Strom, und bekunden auf die Nachfrage, wie es uns denn geht: „Passt schon!“
Und so schwebt seit unser Kindheit die „Drohung des Versagens“ weiterhin über uns: Eine permanente Alarmbereitschaft ohne Ende – mit Schuld- und Schamgefühlen, schlechtem Gewissen und mangelndem Selbstwert.

Eine permanente Alarmbereitschaft ruiniert uns

Nahezu alle körperlichen Funktionen sind Ergebnisse evolutionärer Entwicklungen und dienen dem Überleben. Im Moment der Gefahr für Leib und Seele aktiviert der Hirnstamm, vermittelt über emotionale Selbsterregung, in Bruchteilen einer Sekunde alle verfügbaren Energien und Kräfte: Das Herz schlägt schneller, es rast, der Blutdruck schießt in die Höhe. Alle Energie strömt ins Gehirn zwecks erhöhter Sinneswahrnehmung, gleichzeitig werden Organe, die Energie verbrauchen, nur noch minimal versorgt, zum Beispiel Verdauungs- oder Sexualorgane. Ein Millionen Jahre altes Relikt unserer primitiven Vergangenheit macht den Körper flucht- und kampfbereit.

Diese extreme Aktivierung unserer Energiereserven, ausgelöst über eine emotionale Selbsterregung, ist kräftezehrend und kann tatsächlich nur wenige Minuten von unserem Organismus ertragen werden, bevor unsere Organe Schaden nehmen. Gefäße könnten platzen, das Herz und andere Organe versagen. Um das zu verhindern schaltet sich zeitversetzt der Parasympathikus dazu, und zwingt Herzfrequenz und Blutdruck in einen Bereich zurück, der nicht länger für uns selbst gefährlich ist. Doch die beiden Nervensysteme Sympathikus und Parasympathikus bleiben auf einem hohen Energielevel erregt und paralysiert – eine permanente Alarmbereitschaft, die unsere Leistungskraft ruiniert.

Der paralysierte Mensch im hohen Energielevel

Im Unterschied zu Wildtieren, die ein neurogenes Zittern nutzen, um nach einer Gefahrensituation aus dem hohen biochemischen Energielevel rauszukommen, unterdrücken Menschen die emotionale Selbsterregung und ihre emotionale Erlösung. Im Gegensatz zu den Wildtieren hat der Mensch den Neocortex entwickelt, das dem modernen Menschen erlaubt, Meinungen und Wertungen zu haben, und die Fähigkeit besitzt, die "beiden Nervensysteme Sympathikus und Parasymphatikus der Revierverteidigung“ mit Logik und Überzeugungen zu dominieren – zu unserem Schaden.
Der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für unsere Gesundheit sind die ersten Lebensjahre, in denen sich das autonome, vegetative Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) auf ein negatives Umfeld immer wieder heftig adaptieren bzw. anpassen muss. Ein derart vorbelastetes Kind entwickelt aus den notwendigen vegetativen Verhaltensmustern und dem mentalen Neocortex mit seinen starrsinnigen Überzeugungen ein „negativ besetztes inneres Bild von sich selbst“ und ein „Glaubensmodell“, wie es am besten mit der Interaktion seines Familienumfeldes umgehen muss – und seine emotionale Betroffenheit abspaltet.

Eine Psyche, die alles bestimmt

Wenn wir uns zum Beispiel wieder einmal von unseren Eltern, Lehrern oder Vorgesetzten schlecht behandelt fühlen, aktiviert unser vegetatives Nervensystem alle verfügbaren Energien und Kräfte, um aus der Gefahrenzone zu flüchten oder den Kampf aufzunehmen. Gleichzeitig erkennt aber unsere Psyche, dass wenn wir diese „natürlichen Abwehrreaktionen“ wie Flucht oder Angriff anwenden, noch weniger von dem bekommen, was wir brauchen – nämlich Zugehörigkeit, Kooperation und Fairness. 

Kurzerhand spaltet unsere Psyche Flucht-Kampf-Reflexe ab. Die Energien und Kräfte in unserem Körper bleiben gefangen und führen zu einem späteren Zeitpunkt zu Symptomen jeglicher Art, wie Depression, Burn-out, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Migräne, Panikattacken, Ängste, innere Unruhe sowie posttraumatischen Belastungsstörungen – und plötzlich sind wir selbst über unseren eigenen Erschöpfungszustand bestürzt und fühlen uns krank.

Unverhofft auf dem Holzweg

Die Abspaltung führt uns nicht in die gewünschte Ruhe, sondern in einen nicht enden wollenden Sturm von emotionalen Herz-Schmerz-Geschichten voller Wut, Ohnmacht, Scham, Hilflosigkeit und Schuld. Und diese schmerzlichen Emotionen versuchen wir nun zu unterdrücken (Depression = Unterdrückung) und brennen langsam aber sicher dabei aus (Burn-out). Das ist, als würden wir ständig, einen aufgeblasenen Ball fortwährend unter der Wasseroberfläche gedrückt halten, damit ihn niemand sieht.
Was übrig bleibt ist Leid und eine lange Liste von „Begleitschäden“ auf körperlicher Ebene: chronische Entzündungen und Schmerzen, Magenbeschwerden und Verdauungsstörungen, Allergien, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Migräne, Gelenkschmerzen und vieles mehr. Auf der emotionalen Ebene fühlen wir uns überfordert, lustlos, verzweifelt und unzufrieden, und auf der kognitiven Ebene sind es nicht selten Konzentrationsstörungen und immer wiederkehrende negative Gedanken des Selbstzweifels und der Selbstkritik.

Niemand muss Opfer seiner überreizten Psyche bleiben

Die moderne Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie und ihrem bio-psycho-sozialen Gesundheitsmodell hat im 21. Jahrhundert eine hoffnungsfrohe Botschaft: Die schädliche Wirkung unserer katastrophisierenden Symptombewertungen und negativer Selbstbeobachtung ist für das Nervensystem reversibel. Konkret: Unser Gehirn besitzt eine starke Neuroplastizität und hat damit die Fähigkeit, sich selbst zu regenerieren und erneut zu strukturieren –  bis ins hohe Alter. 

 

Eine heilsame Kommunikation mit uns selbst

Die Kraft innerer Bilder, die katathymische Imagination, wirkt nachweislich auf unser vegetatives Nervensystem, denn es keinen Unterschied zwischen Realität und Imagination feststellen, selbst unser Immunsystem macht keinen Unterschied zwischen bakteriellen Erregungen und emotionalen Erregungen. Bilder sind geeignet, Verstand und Gefühle miteinander zu verbinden und gleichzeitig den biologischen Körper in die therapeutische Arbeit mit einzubeziehen.  Die katathymische Imagination kann ein Lebensbegleiter sein, der einen versöhnt, trotz aller grauenhaften Realitäten. Eine unglaubliche Methode, die Räume weit macht und uns über die alltäglichen Hässlichkeiten und Schrecklichkeiten immer wieder hinwegheben kann. Negative Vorstellungen werden in gesundheitsfördernde Erwartungen und Überzeugungen verändert.

Kurz & bündig

Seit mehr als 25 Jahren trage ich die Erkenntnisse aus Biologie, Psychologie und Soziologie zusammen, und konnte so ein neues Bild vom Menschen und seinem sozialen Körper entwickeln. Die katathymische Imagination ermöglicht Selbsterkenntnis – ein wichtiger Baustein unserer Überzeugungen. Sobald wir verstanden haben, welche Beziehungen, Konflikte und Gefühle uns zu schaffen machen, können wir uns in suggestiven Bildern mutig kritischen Situationen stellen. Die Erkenntnis, was den glitzernden Fluss des Lebens wirklich gehemmt hat, löst unsere angezogene Handbremse, und das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Lassen Sie es uns gemeinsam anpacken!


Einfach gut. Einfach gesund. Einfach erfolgreich.