AD(H)S ist nicht in Stein gemeißelt
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit oder ohne Hyperaktivität
Als Eltern eines AD(H)S-betroffenen Kindes (vom unaufmerksamen, hyperaktiv-impulsiven oder gemischten Erscheinungsbild) leistet man mehr Erziehungsarbeit als andere Eltern und muss sich trotzdem haarsträubende Kommentare anhören, wie "Die Eltern sind halt zu wenig konsequent", "Das kommt davon, dass man den Kindern alles durchgehen lässt" oder "Klar, dass das Kind so schwierig ist, die Mutter ist ja auch alleinerziehend". Distanzieren Sie sich von solchen haltlosen Vorwürfen und Unwahrheiten.
Erziehung ist Auslöser, nicht Ursache
Nach vielen Jahrzehnten Forschung ist klar: Die Erziehung spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung AD(H)S-betroffener Kinder, sie ist aber nicht Ursache, sondern Auslöser der AD(H)S-typischen Verhaltensmuster. Ursache ist ein bio-psycho-soziales Syndrom – kausale Beziehungen des biologischen Systems Mensch bzw. Kind in seinem psycho-sozialen Umfeld.
Selbstverständlich gibt es Risikofaktoren, aber ein einzelner Risikofaktor löst kein AD(H)S aus, es ist ein komplexes Zusammenspiel von Biologie, Psyche und Soziologie. Die wichtigsten Risikofaktoren im Detail:
- Empfindliche Genvarianten gegenüber Umweltbedingungen,
- Ungünstigen Lebensumstände, wie Vernachlässigung, traumatische Erlebnisse oder extreme Armut in frühster Kindheit,
- Fehlende Sensivität (Bedürfnisse erkennen) und Responsivität (sich auf das Kind abstimmen) der Eltern
- Krankheiten, wie Infektionen, Hirnhautentzündungen,
- Bedingungen während der Schwangerschaft, wie Stress, Alkohol- oder Zigarettenkonsum,
- Die Geburt selbst mit Frühgeburt, geringem Geburtsgewicht oder Sauerstoffmangel
Das gleiche gilt natürlich für Erwachsene mit AD(H)S-Verhaltensweisen: Frühkindliche Bindungsverletzungen und Bindungsabbrüche bleiben bis ins Erwachsenendasein erhalten, solange kein akzeptabler, psycho-sozialer Schlusspunkt gesetzt wird und die Biologie zur Entspannung kommt.
Noch einmal klar ausgedrückt: Die Kausalität von Ursache und Wirkung ist keine Eltern-Kind-Korrelation, sondern die Biologie des Kindes (Ursache) verursacht die AD(H)S-typischen Verhaltensmuster (Wirkung). Eltern, Geschwister, Großeltern oder Freunde lösen eine bio-psycho-soziale Kausalität im betroffenen Kind erst aus.
Die gute Nachricht: AD(H)S ist nicht in Stein gemeißelt
Die Psychoneuroimmunologie zeigt mit dem bio-psycho-sozialen Modell eindrücklich: Das jahrzehntelang geltende Faktum, dass hinter dem Zappelphilipp ein genetischer Defekt des Hirnstoffwechsels stünde und dass der Mangel an Dopamin nur durch Medikamente zu verbessern sei, ist nicht länger haltbar. Es ist doch unbestreitbar, dass die Genetik sich in den letzten 20 Jahren nicht ändern konnte, die Krankheitshäufigkeit sich aber vervielfacht hat. Ursache ist ein bio-psycho-soziales Syndrom – kausale Beziehungen des biologischen Systems Kind in seinem psycho-sozialen Umfeld (Eltern, Großeltern usw.).
Entscheidend ist, dass im bio-psycho-sozialen Verständnis typische AD(H)S-Verhaltensmuster nicht ein Problem sind, sondern ein Lösungsversuch verborgener Bindungsverletzungen und Bindungsabbrüchen.
Eine wertschätzende, prokative Kommunikation
Jetzt gilt es, mit Hilfe eines gewieften Gesprächspartner, die bio-psycho-sozialen Reize, die den Körper auf AD(H)S gestellt haben, zu identifizieren und den inneren Stress des vegetativen Nervensystems zu lösen. Mein bio-psycho-sozialer Ansatz führt zu einer unmittelbaren Erleichterung, wenn die Wechselwirkungen in unserem Körper zwischen Emotionen, Gedanken und biochemischen Prozessen verstanden werden. Oft reichen kleine Impulse aus, um mentale Blockaden zu lösen und eine gesunde Abgrenzung gegenüber anderen zu finden. In einer Welt voller Herausforderungen ist es entscheidend, die eigene Autonomie zu bewahren und aktiv für das eigene Wohlbefinden einzutreten.
