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Die Diagnose

Die Liebe des Lebens

„Eine Frau kommt mit Schmerzen in der Brust in die Notaufnahme. Auf dem Weg in die Notaufnahme ging ich die Möglichkeiten im Kopf durch: ein Herzinfarkt, der entsteht, wenn eine Arterie, die den Pumpmuskel mit Sauerstoff versorgt, verstopft. Oder eine Lungenembolie, bei der ein Gerinnsel ein Gefäß in der Lunge verschließt. Oder ein Riss in der Hauptschlagader. In allen drei Fällen muss man sehr schnell handeln. Auch Rhythmusstörungen oder Erkrankungen der Herzklappen konnten weitere Ursachen sein. Als ich in die Notaufnahme kam, traf ich auf eine feine Dame, Mitte 70, die mit ihrer Tochter auf mich wartete. Sie erzählte, dass sie immer gesund gewesen sei und nur einen leichten Bluthochdruck habe. Seit mehreren Stunden fühle sie Druck und Enge im Brustkorb und habe Schwierigkeiten beim Atmen. Das Ganze habe zu Hause begonnen, sie habe davor nur ihren Schreibtisch aufgeräumt. Der Assistenzarzt hatte bereits Blut abgenommen: Die für einen Herzinfarkt typischen Werte waren zwar ein bisschen erhöht, aber nicht derart deutlich, wie es sonst oft der Fall ist. Ich sah mir das EKG an: Es war ein wenig verändert - in der Art, dass es sowohl ein Infarkt als auch eine Lungenembolie hätte sein können. Ich machte einen Herz-ultraschall und stellte fest, dass die Herzwände beim Pumpen ein auffälliges Bewegungsmuster zeigten: Alle Seiten und vor allem die Herzspitze schienen geschwächt zu sein - so ein Bild sieht man normalerweise bei einem sehr großen Infarkt. Dazu wiederum passten aber die Blutwerte und das EKG nicht richtig. Ich entschloss mich, eine Koronarangiografie durchzuführen und schob einen Katheter über ein Gefäß am Handgelenk bis zum Herzen, um mithilfe von Kontrastmittel die Kranz-arterien zu untersuchen. Auf dem Monitor sah ich, dass die Arterien normal aussahen: glatte Innen-wände, keine Verengung, kein Gerinnsel. Sie hatte also keinen Infarkt.

Als Nächstes spritzte ich mithilfe eines anderen Katheters Kontrastmittel in die linke Herzkammer. Ich sah, dass das Herz ungewöhnlich aussah und seltsam arbeitete. Der untere Teil, die Herzspitze, war verdickt und pumpte kaum. Nur im oberen Teil war der Pumpmuskel aktiv und erschien schlank. Die auffällige Silhouette -unten bauchig, oben schmal – bestätigte meinen Verdacht: Die Frau litt an einem Broken-Heart-Syndrom – das gebrochene Herz!

Das Besondere daran ist: Das Phänomen tritt bei vermehrtem Stress auf - entweder in körperlichen Ausnahmesituationen oder in seelischen Krisen, wie Trauer oder Streit. Eine Erklärungstheorie besagt, dass die Herzmuskelzellen nicht mehr richtig funktionieren, weil sie mit Stresshormonen überflutet werden.  Wir gaben der Patientin blut-verdünnende Medikamente, den Rest der Nacht schlief sie auf der Intensivstation. Am Morgen fragte ich sie, was der Auslöser für die Erkrankung gewesen sein könnte. Sie erzählte, dass sie beim Sortieren der Unterlagen am Schreibtisch alte Briefe ihres Mannes gefunden habe - aus der Zeit ihrer Verlobung. Danach seien sie 40 Jahre lang verheiratet gewesen. Vor zwei Jahren sei ihr Mann gestorben. „Ich vermisse ihn sehr" sagte sie mit Tränen in den Augen. Ihr Herz war also beim Lesen alter Liebesbriefe gebrochen. Ein paar Tage blieb die Frau bei uns in der Klinik. Ihre Herzfunktion normalisierte sich allmählich wieder, und wir konnten sie schließlich völlig beschwerdefrei entlassen.“ (Dr. Oscar Repetto, 42, Oberarzt in der Kardiologie, Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen)

Der Schmerz hat – wie kein anderes Phänomen – zu allen Zeiten die ärztliche Kunst herausgefordert. Schmerz ist zwingend und unwiderlegbar, er ist zum auch sehr zum Leidwesen vieler Kranker nicht nachweisbar. Die Leidensgeschichte vieler Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden, ist voller subjektiver Leiden. Es beginnt oft mit seelischen Traumatisierungen sehr unterschiedlicher Natur. Gemeinsam scheint allen zu sein, dass sie sich dagegen anstemmen, aktiv versuchen, ihr Leben und Leiden zu meistern. Indem sie so zu einer unangemessenen Überaktivität neigen, schaffen sie sich neue Leiden durch Überforderung und Erschöpfung. Dies umso mehr in einer Welt, die vom Einzelnen immer mehr Leistung verlangt. Die Schmerzkrankheit bricht meistens in einer Lebenssituation aus, in der sich die bisherige Lebensstrategie als nicht mehr wirksam erweist. Die Folge sind Mutlosigkeit und Verzweiflung. Sie verstehen sich selbst nicht mehr, denn die Umstände, die sie in diese Situation gebracht haben, bleiben weitgehend unbewusst – und sie werden von anderen nicht verstanden.

Therapiemöglichkeiten
Als Alternative und Ergänzung zur medikamentösen Therapie hat sich inzwischen die systemisch-soziologische Kurzzeit-Therapie und Beratung etabliert. Sie ist besonders flexibel und kommt meist mit einzelnen oder wenigen Sitzungen aus. Oft reichen bei sogenannten „schweren“ oder „chronifizierten Krankheiten“ kleine Impulse aus, um emotionale Muster zu verstören, die die Störung aufrechterhalten haben. Die systemisch-soziale Beratung kann als Einzel-, Paar- oder Familientherapie durchgeführt werden.